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18 October 2016 @ Dominik Angerer

Schwarmintelligenz – gemeinsam weiterhelfen

Habe ich mich angemessen verhalten? Waren meine Handlungen in Ordnung? Haben wir eine passende Entscheidung getroffen? Was nun – wie geht es weiter? Fragen über Fragen. In unserem Beruf, sei es als Scrum Master oder agiler Coach, arbeiten wir in einem komplexen Umfeld. Da tut es gut, einmal sein eigenes Handeln zu reflektieren und ein konkretes Anliegen zu betrachten. Dazu möchte ich in diesem Blog-Beitrag ein Format für eine Gruppen-Supervision vorstellen.

Was genau ist eine Supervision?

In einer Supervision (lateinisch für Über-Blick) werden schwierige oder herausfordernde Situationen eines Supervisanden (Ratsuchende) gemeinsam mit einem Supervisor (eine Person oder Gruppe) reflektiert. Die konkrete Situation wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und es werden mögliche Handlungsvorschläge für das Anliegen erarbeitet.

Was benötige ich?

* einen Supervisand
* eine Gruppe von 3-7 Personen, welche als Supervisoren agieren
* einen Moderator
* mehrere Flipcharts, Stifte
* eine Metaplanwand oder ähnliches – näheres dazu später

Wie gehts? 

Die Gruppen-Supervision besteht aus 7 Schritten. Jeder einzelne Schritt hat eine Timebox von 5-10 Minuten, siehe Abbildung 1. In Summe ergibt das ca. eine Stunde. Der Moderator ist für die Einhaltung der Timebox und Moderation verantwortlich.
Abbildung 1: Die sieben Schritte der Supervision
Abbildung 1: Die sieben Schritte der Supervision
Die einzelnen Schritte im Detail:
  1. Fallbeschreibung: Im ersten Schritt wird vom Supervisanden eine konkrete Situation und Anliegen beschrieben. Das Berücksichtigen der W-Wörter (Wer, Wo, Wann, … ) unterstützt eine klare Fallbeschreibung. Mögliche Beispiele sind ein herausforderndes Flurgespräch mit einem Team-Kollegen, ein Konflikt im Team, eine Situation im Sprint Planning oder ein Gespräch mit dem Management.
  1. Verständnisfragen: Im nächsten Schritt können die Supervisoren dem Supervisanden Verständnisfragen zur Fallbeschreibung stellen. Hierbei sollen keine Suggestiv-Fragen gestellt werden. Warum nicht? Damit der Befragte sich nicht durch vorgefaßte Meinungen rechtfertigen muss. Des Weiteren werden weitere Fragen der Kollegen nicht beeinflusst und somit in eine bestimmte Richtung gelenkt. Der Moderator achtet darauf, dass keine Suggestivfragen beantwortet werden.
  1. Hypothesen: Die Supervisoren können nun Hypothesen zu der konkreten Situation erfassen. Bevor die Hypothesen ausgesprochen werden können, muss der Supervisand sich hinter eine Metaplanwand oder ähnliches stellen, so dass die Supervisoren bei der Aussprache von Hypothesen nicht durch mögliche Mimik oder Gestik des Supervisanden beeinflusst werden. Der Moderator hält die Hypothesen auf einem Flipchart fest.
  1. Kommentare: Der Supervisand kann nun von der Metaplanwand hervortreten und die Hypothesen auf dem Flipchart kommentieren. Ein “trifft zu” beziehungsweise “trifft nicht zu” kann vollkommen ausreichend sein. Wichtig, die Hypothesen helfen dem Supervisand eine andere Perspektive einzunehmen. Es gibt hier kein richtig oder falsch.
  1. Handlungsvorschläge: Im nächsten Schritt geht der Supervisand wieder hinter die Metaplanwand, so dass Mimik und Gestik wieder verdeckt werden. Die Supervisoren können nun in der Gruppe mögliche Handlungsvorschläge erarbeiten, welche vom Moderator auf einem Flipchart festgehalten werden. Die Kommentare zu den Hypothesen (Schritt 4) sollen bei der Erarbeitung der Handlungsvorschläge berücksichtigt werden.
  1. Kommentare: Der Supervisand kann wieder von der Metaplanwand hervortreten und die Handlungsvorschläge kommentieren. Ein “mache ich” beziehungsweise “mache ich nicht” kann auch hier wieder ausreichend sein. Es ist dem Supervisand überlassen, wie konkret er Handlungsvorschläge kommentiert. Eine Aussage kann natürlich auch sein “interessant, so habe ich es noch gar nicht gesehen. Diesen Handlungsvorschlag kann man gut mit … kombinieren”.
  1. Reflexion: Zum Abschluss gibt es noch eine Mini-Retrospektive. Der Moderator stellt dem Supervisand und den Supervisoren Fragen. Beispiel sind: Wie ist es dir hinter der Metaplanwand ergangen? Wie hilfreich war die Supervision? Wie wertvoll sind die Handlungsvorschläge? Welche Erkenntnisse zieht ihr aus der Erarbeitung der Hypothesen / Handlungsvorschläge?
Gemeinsam weiterhelfen! Teilen Sie Ihre Erkenntnisse und Erlebnisse mit uns in Form eines Kommentars. Ich bin gespannt, mehr zu erfahren.

Dominik Angerer

Kontaktieren Sie Dominik Angerer

Dominik Angerer arbeitet bei Agile-by-HOOD als Consultant und betreut mit Leidenschaft und viel persönlichem Engagement Menschen, Teams und Organisationen bei der Anwendung und Umsetzung von agilen Prinzipien. Er hat eine fundierte Ausbildung in Informatik und hat seine Social Skills in mehreren Auslandsaufenthalten weiterentwickelt. Sein theoretisches Wissen hat er bei diversen Praktika eingesetzt und somit Erfahrungen in SW-Entwicklung, Projekt-Management und Requirement-Engineering gesammelt.