Vernissage zur agilen Transformation: 6 Regeln beim Improtheater
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Nadine: Ich spiele in meiner Freizeit ab und zu Improtheater. Hier kann ich in eine andere Welt eintauchen, völlig spontan meiner Intuition folgen und mich dem Spiel hingeben.
Doch ganz losgelöst von Regeln sind wir beim Improtheater auch nicht. Das ist auch ganz normal, schließlich benötigen wir ein paar Standards, auf die wir uns beim Spiel einigen.
Bei genauerer Betrachtung ist mir aufgefallen, dass diese Regeln einerseits ganz wunderbar zum Improtheater-Spielen passen, sich andererseits genau so gut in der agilen Zusammenarbeit anwenden lassen. Diese Übereinstimmungen sind nicht weiter verwunderlich: Schließlich handelt es sich beim Spiel als auch bei der Arbeit um performende, selbstorganisierte Teams.
Wir haben im Folgenden die 6 Regeln des Improtheaters denen, von Arbeitssituationen gegenübergestellt. Viel Spaß beim Lesen!
Helmut: „Ich beschäftige mich schon viele Jahre mit agiler Softwareentwicklung / agilen Soft Skills und bin dabei auch mit dem Improtheater in Kontakt gekommen. Die Umwelt verändert sich immer schnellen und gerade auch in der Softwareentwicklung muss ich immer flexibler reagieren. Aber auch in der Teamzusammenarbeit kommt es oft ganz anders, als wir geplant oder es uns vorgestellt haben. Die agilen Soft Skills, die funktionierende, selbstorganisierte Teams benötigen entsprechen sehr stark den Prinzipien des Improtheaters und so kann ich vom Improtheater für meinen Arbeitsalltag sehr viel lernen und mitnehmen.“
1. Das JA-UND-PRINZIP anwenden:
Bei diesem Prinzip dreht es sich um eine bejahende, also positive Grundeinstellung. Wenn ein Mitspieler eine Idee hat und er dir beispielsweise einen Charakter, einen Ort oder einen Umstand anbietet, dann sag bitte „ja“ dazu. Nimm seine Idee auf und füge ein „und“ hinzu. Damit bringst du deine eigene Idee und deinen Charakter mit in die Situation ein und entwickelst eure Geschichte weiter. Sie wird dadurch lebendig.
Auch beim agilen Arbeiten brauchen wir diese bejahende Grundeinstellung.
Hier geht es um die grundsätzliche Änderung des Mindset von „Nein, geht nicht, aber“ … zu „Ja, und wie machen wir es“. Wenn ein Kollege mit einer neuen Idee kommt, fällt uns ganz häufig sofort ein, warum etwas nicht geht. Entwickeln wir ein neues bejahendes Mindset, so bedeutet es im Arbeitskontext Folgendes: Statt ein „Nein…, aber…, geht nicht“ für seine Ideen zu kassieren, hören wir zukünftig: „Ja. Das ist eine gute Idee. Wie können wir es umsetzen?“
2. Flexibel agieren:
Beim improvisierten Spiel ist es wichtiger auf Veränderungen zu reagieren, als einen vorgefertigten Plan zu verfolgen. Das macht Sinn, denn auch wenn ich Erwartungen darüber habe, wie das Spiel weitergehen und der Charakter sich entwickeln sollte nützt mir das reichlich wenig, wenn mein Gegenüber bereits mit einer anderen Idee auf die Bühne gesprungen ist. Das Spiel würde sich sehr holprig gestalten, wenn meine Vorstellungen nicht zu seinen passten. Auch der Zuschauer hätte keinen Spaß daran. Darum werfe ich meine Erwartungen über Bord und steige ganz frisch in das begonnene Spiel ein. Fremde Ideen zulassen und schauen, wo es sich hin entwickelt, das finden wir spannend!
Im Arbeitsleben bedeutet das folgendes:
Der erste Impuls auf eine Veränderung ist die eigene Meinung, den eigenen Standpunkt dagegensetzen oder am festgelegten Plan festhalten. Flexibel heißt, den eigenen Standpunkt verlassen, mitgehen und offen für Veränderungen zu sein. Dabei geht es aber nicht darum, sich völlig anzupassen und die eigene Ideen zu ignorieren, sondern das Neue, die Veränderung als Inspiration nehmen und mit den eigenen Ideen zu kombinieren, das eigene einfließen lassen.
3. Dem Team vertrauen:
Beim Improtheater kann ich darauf vertrauen, dass mein Team gute Ideen hat. Darum kann ich mich davontragen lassen. Der Erfolg ist immer der Erfolg unseres gesamten Teams. Ein wichtiger Grundsatz dabei ist, dass wir unsere Spielpartner immer gut aussehen lassen. Klar kann es vorkommen, dass man beispielsweise mal einen Hänger, oder gar einen Blackout auf der Bühne hat. Wie schön ist es dann, wenn meinen Mitspieler diese Situation in das Spiel einbinden und am Ende der Zuschauer gar nichts bemerkt hat, weil es sich so natürlich gestaltete? Und selbst wenn, oft fliegen dir gerade dann die Herzen zu, denn in solchen Situationen bist so vollkommen authentisch.
Im Arbeitsalltag…. Wenn mir nichts einfällt, kann ich darauf vertrauen, nicht allein zu sein. Teammitglieder helfen, so dass mir bereits allein durch miteinander reden die Idee kommt. Oder der andere hat eine Idee. Gemeinsam mit meinem Team kann ich Ideen entwickeln, auf die ich allein nicht gekommen wäre.
4. Den ersten Impuls packen:
Du kannst beim Improtheater deinem Bauchgefühl freien Lauf lassen! Folge deinem ersten Handlungsimpuls und schmücke ihn aus. Die erste Richtung ist meistens gut.
Auch im Arbeitsleben können wir das Bauchgefühl einsetzen: Wir kennen alle den Vorteil von Brainstorming: Ideen freien Lauf zu lassen, anstatt unserem Kopf zu erlauben, unsere Kreativität durch Bedenken zu begrenzen.
5. Humor ins Spiel bringen:
Beim Improtheater geht es darum, Spaß am Spiel zu haben. Psychologisch ist Humor sehr wichtig, denn durch ihn haftest du nicht zu sehr an seinen eigenen Ideen. Du bist kompromissbereiter und nimmst schnell die innere Haltung von Offenheit und Leichtigkeit ein.
Auch im Arbeitskontext spielt der Humor eine wichtige Rolle: Nur wenn man Spaß hat, gelingt etwas Gutes. Spaß an der Arbeit ist für mich die Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein. Mit Humor können schwierige Situationen entschärft werden, die sonst eskalieren könnten.
6. Mut zum Risiko entwickeln:
Beim Improtheater heißt es „Mach Fehler“! Kein Mensch kommt als perfekter Schauspieler zur Welt. Wir probieren uns bei Proben und auch auf der Bühne aus und lernen aus unseren eigenen Fehlern. Dabei verlassen wir bei jeder neuen Situation, Charakter oder Thema unsere Komfortzone. Ein bisschen Panik gehört dazu. Dabei hilft das wunderbare Zugeständnis, erst mal absichtlich durchschnittlich sein zu dürfen, um später mal richtig gut zu werden.
Im Arbeitskontext ist die Einstellung zu Fehlern und risikoreichem Agieren eher negativ ausgeprägt. Dennoch sollten wir auch hier Mut zum Risiko entwickeln und uns die Freiheit nehmen, aus Fehlern zu lernen. Denn Angst vor Fehler lähmt, Angst vor Fehlern kann ganzes Team lähmen. Wenn ich mich von dieser Angst befreie, ein Umfeld schaffe, in dem Fehler erlaubt sind, eröffnet sich ein großes Potential, wo das Team und ich sich immer weiter entwickeln können und besser werden.
Im nächsten und bereits letzten Teil dieser Reihe behandelt unser Kollege das Thema Selbstorganisation in Teams am Beispiel eines Bienenstocks.
Wenn Sie das agile Thema im Arbeitskontext interessiert, empfehle ich eines unserer agilen Trainings: SCRUM, PO oder CARS.
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Nadine Knur
Kontaktieren Sie Nadine KnurNadine Knur ist Marketing Lead bei HOOD in der Beratung von RE und agilen Projekten. Als ein Mensch mit vielen Interessen und Talenten, untersucht sie zusätzlich die optimale Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Generationen und Mindsets. https://www.linkedin.com/in/nadine-knur/