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8 November 2017 @ Julia Graßinger

„Imagine a crooked tree“ – Bericht über die Beyond Agile

„Komplexität ist dein Freund!“ (Nora Bateson)

Stell dir vor, du gehst durch den Wald, und siehst einen Baum, der ganz verbogen und in sich verwunden ist. Alle anderen Bäume sind gerade gewachsen. Stell dir vor, du wärst ein Förster – und als solcher verantwortlich, dass alle Bäume gerade wachsen können. Jetzt kannst du dich fragen, was (verdammt noch mal) ist falsch mit dem Baum? Oder du frägst dich: Was ist der Kontext dieses Baumes, in dem er gelernt hat sich derart zu verdrehen? Je nachdem welche Frage du dir stellst, wirst du dem Baum andere Hilfestellung geben. Wirst du ein Gerüst aufbauen, an dem du ihn festzurrst, bis er wieder gerade ist? Oder schaffst du ihm Raum, indem du die Erde lockerst und düngst und für Licht sorgst, so dass er in diesem neuen Kontext lernen kann, dass gerades Wachsen möglich ist?
Jetzt stell dir vor, du bist ein Vater, oder ein Personalverantwortlicher. Und du siehst einen Menschen, und keinen Baum. Für welche Hilfestellung würdest du dich entscheiden?

 Die Beyond Agile

Kurze Pause beim Austausch über den Wandel in den Führungsetagen

Am 27.10.17 fand in München die 3. Beyond Agile Unkonferenz statt. Die Teilnehmer kamen aus unterschiedlichsten Bereichen der Agilen Welt. Allen gemeinsam war Offenheit und Neugierde, Interesse an systemtheoretischer Auseinandersetzung und der Wunsch nach Inspiration und Praxis. In vier Open Space Runden mit jeweils sechs Slots wurde ebenso über die Zukunft der Scrum Master Rolle diskutiert, wie über Selbstführung und Umgang mit Führungskräften während der Agilen Transformation. Ganz praktisch wurde es in zwei Spiele-Sessions aufgeteilt: Zum einen als Brettspiel mit Fragen und Beispielen zu typischen Herausforderungen in Teams. In der parallelen Session mit physischen Bewegungs- und Kreativitätsspielen hat sich gezeigt, Spielen verbindet und schafft neue Kontexte.

 

 

Doch was hat das jetzt alles mit Bäumen zu tun?

Nora Bateson im Gespräch mit den Teilnehmern

Die Systemtheoretikerin Nora Bateson brachte in ihrer Key-Note den Teilnehmern eine Vielzahl inspirierender Sprach-Bilder zu kontextuellem Lernen und Warm Data nahe. Wie in dem Beispiel mit dem Baum wird sichtbar, dass persönliches Wachstum und Lernen immer in einem Kontext stattfinden: „You cannot understand something without it’s context. Look at the relations! “ Erst durch ‚transcontextuallity‘ – durch das Beleuchten eines Sachverhalts, durch viele Blickwinkel entsteht ein vollständiges Bild. Wollen wir die Agile Transformation weiter voranbringen, oder sogar über agil hinausgehen, so dürfen wir nicht nur die Cold Data, die quantifizierbaren Daten, betrachten. Wir müssen uns weiterer Wahrnehmungskanäle bedienen – Nora nennt diese ‚Warm Data‘.

 

Einfachheit ist Komplexität kombiniert mit Anmut

Das Open Space Format fördert die Cafe-Pausen als zentralen Ort des Informationsaustauschs

“Warm Data is information about the interrelationships that integrate elements of a complex system. “ Kommt es durch diese Multiperspektivität zu Paradoxien und Widersprüchen, so sollen diese nicht reduziert werden auf linear-logische Kausalzusammenhänge. Vielmehr sind genau diese Unschärfen und widersprüchlichen Zusammenhänge die relevantesten Informationen, die wir über ein System in Erfahrung bringen können. Komplexität ist dabei nicht etwas, was getrennt von uns passiert. Wir sind Teil davon, durch Ästhetik und Spiel können wir sie erleben: „Complexity is your friend!“ Am Nachmittag folgte dann noch die Keynote des Philosophen Nicolas Dierks, der über die Bedeutung der Philosophie für die Veränderung des eigenen Denkens philosophiert. Wichtig ist es, sich die richtigen Fragen zu stellen – und dabei muss es nicht kompliziert zugehen.

 

„Lernen ist der Schlüßel zum Erfolg“

In vielfältigen Sessions konnten die Teilnehmer ihre eigenen Themen einbringen

In einer der letzten Open Space Sessions wurde auf die Bedeutung von Emotionen im Zusammenhang mit der Agilen Transformation eingegangen. Im tayloristischen System wurden Emotionen als Störung des Arbeitsablaufs und als zusätzliche Erschwerungen im Businesskontext gesehen: Wer Emotionen zeigt, ist nicht verlässlich, hat sich nicht unter Kontrolle und stellt ein Risiko für den Geschäftsablauf dar.

 

Ausklang des Tages in geselliger Runde

Doch in einer Zeit, in der der Erfolg eines Teams davon abhängt, wie erfolgreich es lernt, sich an verändernde Umwelt anzupassen, kann diese Grundannahme nicht mehr gelten. Zu wichtig ist das bewusste Fühlen und auch das Ausdrücken von Gefühlen für den persönlichen als auch den organisationalen Lernerfolg. Emotionen sind wie Ästhetik und Spiel wichtige Informationslieferanten, um Komplexität multikontextual zu begreifen. Doch die Einbindung von Emotionen in unser Berufsleben müssen wir erst wieder lernen. Neben unterschiedlichsten Methoden und Theorien braucht es vor allem Können und Erfahrung im Öffnen und Halten von Räumen, in denen authentische Begegnung möglich werden kann.

 

Danke an alle Mitwirkenden

 

Das Team hinter der Beyond Agile

Keine Stunde später zeigte sich in der Retro zum Open Space: auch diese Beyond Agile war ein Raum für authentische Begegnung, offenen Austausch und gegenseitiges Verstehen. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Mitwirkenden für die Begegnung und den Austausch. Unser Herzlicher Dank geht auch an die Veranstalter und alle, die die diesjährige Beyond Agile möglich gemacht haben.

 

 

 

 

Weiterführende Informationen und Veranstaltungen

REConf® Überblick

REConf®2017- Rückblick

Agile Hardware Entwicklung- das geht doch nicht! Agile Systems Konferenz 2017

Agile Transformation

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Julia Graßinger

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Julia Graßinger begleitet mit Neugierde und Mut als Coach bei Agile-by-HOOD Menschen, Teams und Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Durch ihre systemisch-empirische Haltung erschafft sie Räume, in denen Menschen Selbstwirksamkeit erleben und sich im komplexen Umfeld zurechtfinden lernen. Wichtige Elemente in ihrer Arbeit sind Kreativität, Begegnung und Fokus. Aus ihrer Zeit als Gründerin und freiberufliche Trainerin im Startup Umfeld kennt sie aus persönlicher Erfahrung die Herausforderung sich schnell ändernder Märkte. Als Host für Ideenentwicklung und Facilitatorin für Teamprozesse und Erfahrungsbasiertes Lernen bringt sie langjährige und vielseitige Erfahrungen aus dem Projektgeschäft und in der Entwicklung komplexer Produkte und Systeme mit. Durch ihre Arbeit mit Design Thinking und Lean Sartup Methoden gilt ihre Aufmerksamkeit dem Erheben und Strukturieren von Anforderungen sowie dem empathischen Umgang mit Stakeholdern.

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