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15 March 2016 @ Philip Stolz

ISO26262 und Scrum – kein Widerspruch

Vorvergangene Woche habe ich mit meinem Kollegen Karsten Krennrich im Rahmen der REConf® 2016 einen Workshop mit Repräsentanten aus der Automobilentwicklung veranstaltet. Alle Anwesenden kamen zu der Überzeugung, dass sich die genannte Sicherheitsnorm grundsätzlich unter dem Einsatz des Scrum-Frameworks umsetzen lässt. Ich möchte im Folgenden skizzieren, wie es zu dieser Einschätzung kam.

Zunächst identifizierten die Teilnehmer Widersprüche und Gemeinsamkeiten zwischen der Sicherheitsnorm ISO26262 und dem Scrum-Framework.

ISO26262/Scrum - Gemeinsamkeiten und Widersprüche
ISO26262/Scrum – Gemeinsamkeiten und Widersprüche

Aus der Sammlung von Gemeinsamkeiten und Widersprüchen ergab sich die Erkenntnis, dass sich die Sicherheitsnorm und das Scrum-Framework genau dann auf einen Nenner bringen ließen, wenn man die geforderten Artefakte anstatt des Prozessmodells der ISO26262 fokussiere.

Um diese Erkenntnis unter Beweis zu stellen, beschränkten sich die Teilnehmer in den nachfolgenden Schritten auf einen Ausschnitt an Artefakten, welche die ISO26262 fordert. Zum Einsatz kamen hier die Artefakte der Konzeptphase. Um ein ausreichend detailliertes Verständnis für die geforderten Artefakte zu bekommen, identifizierten die Teilnehmer Beziehungen zwischen den Artefakten und schufen daraus ein Modell.

Teilnehmerergebnis: Artefaktemodell der Konzeptphase
Teilnehmerergebnis: Artefaktemodell der Konzeptphase

Um nun die Kompatibilität der geforderten Artefakte mit dem Scrum-Framework zu prüfen, führten die Teilnehmer eine Diskussion, auf welche Art und Weise die geforderten Artefakte im Rahmen des Scrum-Frameworks geschaffen werden könnten.

Teilnehmerergebnisse: Schaffung der Artefakte im Scrum-Framework
Teilnehmerergebnisse: Schaffung der Artefakte im Scrum-Framework

Die Diskussion der Teilnehmer zeigte, dass es durchaus unterschiedliche Möglichkeiten gibt, die geforderten Artefakte der ISO26262 innerhalb des Scrum-Frameworks zu schaffen.

Wir können nun folgendes Fazit ziehen: Die ISO26262 und Scrum widersprechen sich nicht. Ein detaillierter Vorschlag, wie das Scrum-Framework dazu anzuwenden ist, scheint uns nicht passend, zumal es dem agilen Prinzip der Selbsorganisation widersprechen würde und es, wie herausgefunden, viele adäquate Ansätze gäbe. Stattdessen sehen wir ein großes Potential in einem Modell der von der ISO26262 geforderten Artefakte, was Scrum-Teams dabei hilft, den Erfordernissen der Sicherheitsnorm ISO26262 gerecht zu werden.

Philip Stolz

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Herr Philip Stolz ist als Senior Consultant im Bereich Requirements Engineering (RE) tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der Einführung und Prozessverbesserung von Requirements Engineering (RE). Herr Stolz verfügt über eine fundierte Ausbildung im Bereich Software Engineering (Dipl.-Inf., Softwaretechnik). Durch Erfahrung aus unterschiedlichen Entwicklungsprojekten in verschiedenen industriellen Branchen sind ihm typische Projektsituationen sowie das Vorgehen bei der Einführung methodischer Verfahren innerhalb von Projektteams bekannt.