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26 November 2015 @ Matthias Mohme

Der Coaching-Wahn

Der Fernsehsender 3sat setzt sich in dem gleichnamigen Dokumentationsfilm kritisch mit der Frage auseinander, in welcher Form Privatpersonen oder Unternehmen von Coaching-Maßnahmen profitieren können. Die Autoren beleuchten dabei die undurchsichtige und nicht einheitlich geregelte Ausbildung und vergleichen die unterschiedlichsten Ansätze. In 45 sehr informativen und aufschlussreichen Minuten wird der Zuschauer Zeuge von den Praktiken der „Business-Schamanen“, „Outdoor-Coaches“, „Psychotherapeuten“ und „Systemisches Coaches“. Für mich ein Grund, meine eigene Tätigkeit auf den Prüfstand zu stellen.

Als Trainer, Berater und Coach begleite ich Teams auf dem Weg zu mehr Agilität. Dabei sind zu unterschiedlichen Zeiten sehr unterschiedliche Fähigkeiten gefragt. In einem Training „Einführung in Agile & Scrum“ stehe oder sitze ich vor einer größeren Gruppe von Menschen und mache sie unter anderem mit den Werten und Prinzipien des Agilen Manifests vertraut. Dabei versuche ich spielerisch Interesse für das Thema zu wecken und entwickle ein erstes Gefühl dafür, welche meiner Teilnehmer welchen Punkten offen, kritisch oder verschlossen gegenüberstehen. Dieses Gefühl hilft mir sehr, da ich im Verlauf des Trainings mit Fragen konfrontiert werde, die teils auf sehr spezifische Konstellationen im Unternehmen abzielen. Hier gilt es für mich, den richtigen Ton zu treffen und gleichzeitig eine Empfehlung parat zu haben. Spätestens an dieser Stelle merke ich in jedem Training, dass der Wechsel meiner Rolle vom Trainer zum Berater nicht trennungsscharf, aber zwingend erforderlich ist. Doch warum Coaching?

Aus meiner Erfahrung hat sich gezeigt, dass sich Themen wie „Selbstorganisation“, „Führung“ und „Verantwortung“ weder trainieren noch beraten lassen. Insbesondere im Agilen Umfeld, in dem mit der Einführung einer neuen Praktik wie Scrum ein neues Rollenverständnis Einzug hält, kommt es an vielen Stellen zu Unsicherheiten oder Konflikten. Hier helfen keine neuen Tools oder gut gemeinte Ratschläge. Als Systemischer Coach bin ich in diesen Situationen in der Lage, die Konflikte und Verhaltensweisen der Beteiligten im Kontext des privaten und beruflichen Umfelds meines Kunden transparent zu machen. In der gemeinsamen Zusammenarbeit von Coach und Kunde kann es somit gelingen, sich selbst als Teil eines Systems und somit als Teil der Lösung zu betrachten und daraus Handlungsoptionen abzuleiten. Die damit erzielten Ergebnisse und Veränderungen sind nachhaltig und sowohl für den Kunden als Privatperson, als auch für das Unternehmen von großem Wert.

Matthias Mohme

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In den ersten Berufsjahren als Konstrukteur im klassischen Maschinenbau tätig, entdeckte der 1982 geborene Dipl. Ing. aus München in den darauf folgenden Jahren als Produktmanager seine Leidenschaft für SCRUM und KANBAN in der Softwareentwicklung. Seine Erfahrungen und Beobachtungen, wie sich die Einführung Agiler Methoden auf Mitarbeiter, Teams und ganze Organisationen auswirkt, gibt er als Consultant für Anforderungsmanagement bei der HOOD GmbH weiter.