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20 Oktober 2015 @ Uwe Valentini

Ist RE tot?

Kürzlich habe ich auf der Manage Agile 2015 in Berlin die Keynote eines namhaften Sprechers gehört, der neben einigen sehr sinnreichen Äußerungen auch die Behauptung aufgestellt hat: RE ist tot!

„Ich, RE, teile hiermit allen Interessierten mit, dass diese Nachricht über mein Ableben verfrüht ist und ich mich ausgezeichneter Gesundheit erfreue!“

Man könnte in der Tat, je nachdem mit wem man spricht, den Eindruck gewinnen, dass im agilen Umfeld Requirements Engineering kein Thema mehr ist. Mancher befragte Teilnehmer beteuerte gar, diesen Begriff nie ausgesprochen zu haben, ja ihn gar nicht zu kennen, und auch mit Leuten, die ihn möglicherweise kennen, keinerlei Umgang zu haben. Ja ist denn RE ein lebensbedrohlicher Virus?

Und wenn im agilen Umfeld von RE gesprochen oder geschrieben wird, dann eher verschämt von „agilem RE“ – und man bekommt zunehmend den Eindruck, dass damit so etwas wie „situationselastisches RE“ gemeint ist (man kann es machen oder auch nicht, am besten nicht).

Das 4. Prinzip des agilen Manifests sagt

Business people and developers must work together daily throughout the project

und fokussiert auf die Häufigkeit der für die Zusammenarbeit notwendigen Kommunikation zwischen Fachbereich und Entwicklung.

Das 6. Prinzip betont die Qualität der Kommunikation

The most efficient and effective method of conveying information to and within a development team is face-to-face conversation

Das Ziel von RE ist und war schon immer, durch informationsreiche Kommunikation eine gemeinsame Sicht und ein gemeinsames Verständnis der Anforderungen bei allen an einem Entwicklungsvorhaben Beteiligten zu erzielen.

Sind wir denn nicht Geschöpfe der Kommunikation, und ist nicht sorgfältig kommunizierte Kommunikation der Kern jeglicher Zusammenarbeit? Und entsteht nicht alles, was wir entwickeln, aus kommunizierten Anforderungen, wie auch immer wir diese nennen, ob Ziele, Werte, Wünsche, Ideen, Anforderungen, oder, die sportlichste Variante, User Stories?

Natürlich sind umfangreiche, irgendwie griesbreihafte Spezifikationen meist nicht wirklich nützlich. Aber knietief durch auf kreative Art unverständliche User Stories zu waten, erzeugt auch nicht notwendigerweise den von unseren Kunden erwarteten Wert.

Soll das ganze RE-Handwerkszeug plötzlich keine Berechtigung mehr haben? Sorgfältiger Umgang mit Anforderungen ist gerade für Personen wichtig, die im Alltag ihr Potential an Vergesslichkeit voll ausschöpfen. Und da gehen zwölfe auf ein Dutzend.

Zu behaupten, RE ist tot, ist sehr weit von der Denkweise des agilen Manifests entfernt, und noch weiter vom gesunden Menschenverstand.

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Uwe Valentini

Kontaktieren Sie Uwe Valentini

Uwe Valentini arbeitet bei Agile-by-HOOD als Berater und Coach mit viel persönlichem Engagement mit Menschen, Teams und Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Uwe ist leidenschaftlicher Agilist, er lernt jeden Tag etwas Neues und hat viel Spaß daran. Sein Motto: Agilität beginnt im Kopf.

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