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28 January 2014 @ Christian Wünch

Requirements Engineering, Mobile Computing & die Cloud – Teil 2

This entry is part 2 of 3 in the series Mobiles Requirements Engineering

Im ersten Teil dieses Beitrags hatten wir über die Einflüsse von modernem „Mobile Computing“ auf unsere tägliche Kommunikations-, Arbeits- und Betriebskultur gesprochen und anschließend mögliche daraus resultierende Chancen für das Requirements Engineering abgelesen. An dieser Stelle möchten wir Ihnen nun ein paar Apps vorstellen, die RE in unterschiedlicher Hinsicht unterstützen können.

Die sich daraus ergebende Aufzählung einzelner Apps kann allerdings nicht viel mehr sein als eine repräsentative Auswahl; auch deshalb, weil es besonders im RE eine Vielzahl individueller Techniken und Methoden gibt, die je nach Vorliebe und Bedarf natürlich durch ganz unterschiedliche Apps abgedeckt werden könnten.

Die hier zitierten Programme beziehen sich auf die derzeit größten mobilen Plattformen Android, Apple iOS sowie Microsoft Windows Phone 8 und Windows RT. Alle Apps sind damit im Google Play Store, im Apple Store oder im Windows App bzw. Windows Phone Store erhältlich. Die gewohnten Windows Desktop-Anwendungen von Windows 7 oder früheren Versionen, die ebenfalls auf modernen Surface-Tablets mit Windows 8 laufen, werden hier nicht betrachtet.

Noch ein Hinweis: Die vorgestellten Apps spiegeln nicht unsere Vorlieben oder Empfehlungen wider, sondern sollen den Lesern als Anregung dienen.

Office Werkzeuge

Das wohl beliebteste RE-Tool der Welt, Microsoft Office, kann nun auch als mobiler Client von einem Windows Smartphone oder Tablet aus bedient werden. Arbeitsstände, seien es Excel-Tabellen, Word-Dokumente oder eine PowerPoint-Präsentation, werden dank Integration mit Office 365 problemlos mit dem persönlichen Cloud-Speicher synchronisiert und können bei Bedarf ortsunabhängig abgerufen werden. Office Mobile ist offiziell für Windows Phone 8 erhältlich. Besitzer eines Windows-Tablets brauchen natürlich nicht extra zur mobilen Version zu greifen. Office Mobile gibt es übrigens auch für iOS und Android.

Wer ähnliche Funktionen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder Präsentations-Tools sucht, ohne dafür Geld ausgeben zu wollen, kann übrigens auch bei Google Drive fündig werden. Das Office-Pendant für iOS ist die iWork Office Suite mit identischem Funktionsumfang wie das Microsoft-Exemplar.

Cloud Backup & Filesharing

Schlagworte wie Online-Datensicherung oder File Sharing haben mit Aufkommen der Cloud-Technologie auch bei privaten Anwendern enormen Anklang gefunden. Das hat direkte Auswirkungen auf die Anbieter der Branche: Praktikabilität und Preis dieser Online-Technologie bedeuteten für den Cloud-Dienst Dropbox, dass dieser seine Nutzerzahlen von 100 Millionen auf 175 Millionen Anwender zwischen November 2012 und Juli 2013 steigern konnte (Quelle: golem.de).

Ist die Dropbox auf Ihrem Gerät installiert, können Sie selber und, sofern die entsprechenden Berechtigung vergeben wurden, Ihre Freunde und Kollegen auf Daten und Dokumenten zugreifen, die sich nicht lokal, sondern in einem virtuellen Aktenschrank im Internet befinden. Achtung: Die Nutzung solcher Cloud-Services muss allerdings vor allem bei vertraulichen internen Daten mit den Sicherheitsrichtlinien des Unternehmens konform sein.

Die Dropbox ist als Client-Applikation für sämtliche mobilen Betriebssysteme verfügbar. Der Austausch von Dokumenten und anderer Daten zwischen Apple, Android und Windows ist problemlos möglich, vorausgesetzt, das auszutauschende Datenformat kann im jeweiligen OS auch geöffnet werden. Ein Produktvergleich mit anderen Diensten lohnt sich übrigens, denn besonders in diesem Segment lassen sich unzählige Alternativen weiterer Anbieter finden.

Videokonferenz

Um einen Workshop oder eine wichtige Besprechung trotz mangelnder physischer Präsenz nicht verpassen zu müssen, kann man heutzutage auf diverse Tools für den mobilen Einsatz zurückgreifen.

Mittlerweile existieren allerlei Applikationen zum Thema Videokonferenz, Instant Messaging und IP-Telefonie, die in ihren Grundfunktionen identisch sind. Besonders beliebt im Unternehmensumfeld ist das Tool WebEx Meetings des Cisco-Tochterunternehmens WebEX Communications. WebEx ermöglicht die Übertragung von Bild- und Toninformationen, parallele Chatkanäle mit den Beteiligten sowie die Möglichkeit zum Austausch von Dokumenten oder anderen Daten während einer Sitzung. Die Funktion, den eigenen Bildschirm zu teilen und für andere Teilnehmer der Konferenz sichtbar zu machen, ist für mobile Geräte allerdings nur mit Hilfe von Zusatzprogrammen möglich.

Wer für professionelle Videotelefonie kein Geld ausgeben möchte (WebEx ist mit eingeschränkten Funktionen auch kostenlos zu haben), kann sich an Alternativen wie Skype oder Google Hangouts orientieren.

Mind Mapping

Eine breite Auswahl an Apps für alle gängigen mobilen Betriebssysteme kann man vorfinden, falls der Wunsch nach elektronischer Unterstützung für Mind Maps, Themengraphen oder Assoziationsspiele besteht. Sinnvoll sind solche Tools bei der Erhebung von Anforderungen, z.B. in Kreativworkshops, Brainstorming-Sitzungen oder einfach nur zur geistigen Strukturierung der eigenen Gedanken und Ideen. Durch intuitive Gestensteuerung entwickeln diese praktischen Helfer-Apps zusätzlich einen besonderen Charme.

MindNode bietet neben den typischen Knoten und Kanten zur Erstellung von Begriffsnetzen viele weitere nette Zusatzfunktionen. Android-Nutzer kommen mit Mindjet oder Mindomo ebenfalls auf ihre Kosten. Für iOS gibt es SimpleMind+ oder MindMeister.

Modellierung

Wer Systemanalyse und Softwareentwicklung nicht immer am eintönigen Arbeitsplatz, sondern an besonders inspirierenden Orten oder einfach zwischen zwei Bahnstationen erledigen möchte, kann mittlerweile auf eine stattliche Auswahl an UML-Modellierungs-Tools für mobile Plattformen zurückgreifen. Wir würden dafür allerdings ein Tablet-Gerät von mindestens 7 Zoll Bildschirmdiagonale empfehlen, ansonsten wird die Handhabung zum Geduldsspiel. Die meisten Apps dieser Art verfügen über unterschiedliche Exportfunktionen wie PNG, PDF aber auch XML, um das mitunter flüchtig modellierte Werk später am Desktoprechner öffnen und weiterentwickeln zu können. Mobile Modellierungstools bleiben allerdings immer noch einfache Grafikeditoren. Wer komplexere Funktionen wie Model Checking oder Code Generation sucht, wird hier noch nicht fündig.

UML Factory Professional für Android-Systeme ermöglicht die Erstellung aller UML-Diagrammtypen sowie zahlreiche weitere Notationen wie SysML, BPMN, Datenflussdiagramme und Mind Maps. Für Apple-Besitzer gibt es u.a. Astah UML Pad. Eine Alternative könnte auch cubetto darstellen, sowohl für Android als auch iOS. Hier liegt der Schwerpunkt in der Gestaltung von Geschäftsprozessen mittels BPMN, ERP und EPKs. UML wird aber auch unterstützt.

Eine Fortsetzung der Liste gibt es im dritten und letzten Teil dieser Serie. Dann soll es neben der Betrachtung der Kehrseite des mobilen RE-Gedankens stärker um die Ermittlung von Anforderungen gehen. Schließlich gibt es tragbare technische Unterstützung auch in den Bereichen Storyboarding, Kreativitätstechniken, Interviewführung und Prototyping.

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Christian Wünch

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Christian Wünch ist Consultant, Trainer und Coach bei der HOOD Group. Er berät unterschiedlichste Branchen aus Wirtschaft und Industrie auf den Gebieten der Systemanalyse und des Requirements Engineering. Seine Schwerpunkte liegen in der Analyse und Verbesserung von Systementwicklungsprozessen, RE-Einführungsstrategien sowie Requirements Management. Neben regelmäßigen Vorträgen und Veröffentlichungen für Konferenzen und Fachpresse zum Thema RE beschäftigt er sich mit den Möglichkeiten der Formalisierung von Anforderungen und sucht nach Wegen, natürlichsprachige Anforderungen für Systeme und Menschen verständlicher zu machen.