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24 September 2013 @ Jörg Jungermann

Unschärfe zulassen, oder wie weit können Sie in die Zukunft schauen?

Am Anfang eines Projektes sind die Ziele und Anforderungen oft vage und unscharf formuliert, oder sie liegen noch gar nicht vor. Erschwerend kommt hinzu, dass Kunden häufig nicht in der Lage sind Ihre Wünsche und Vorstellungen zu formulieren, wenn Ihnen keine konkreten Beispiele (z.B. frühe Softwarereleases, Prototypen,…) vorliegen.

Trotzdem werden in klassischen Projekten zu Beginn schon Arbeitspakete für den gesamten Projektverlauf definiert, Ressourcen tagesgenau eingeplant und andere Verschwendungen praktiziert. Dabei wäre es doch viel sinnvoller, im ersten Schritt zu verstehen was der Kunde wirklich benötigt, um sein Problem zu lösen und daraus dann z.B. eine Vision oder Roadmap zu erstellen.

Ich möchte nicht den Eindruck aufkommen lassen, dass Planung überflüssig ist und eine Verschwendung darstellt. Nein, Planung ist ein essentieller Bestandteil jeder Produkt- und Systementwicklung, dies gilt auch besonders für agile Vorgehensweisen. Aber Sie können nur das planen, was sie verstehen und was in Ihrer Verantwortung liegt.

Dazu müssen Sie sich über die verschiedenen Planungshorizonte und Verantwortlichkeiten bewusst sein. Die folgende Grafik soll diesen Zusammenhang im Scrum-Kontext darstellen. Planungshorizonte

Planungshorizonte in Scrum

Ich verwende dieses Beispiel immer als Einstieg, wenn das Thema Planung in Scrum-Projekten zur Sprache kommt. Wichtig ist die Unterscheidung der drei Planungshorizonte und der zugehörigen Verantwortlichen:

  • „Das große Ganze“: Der langfristige Planungshorizont (6 Monate – 2 Jahre) gibt die Richtung, Ziele und Strategie vor. Verantwortlich dafür ist das obere Management.
  • „Release / Vorschau“: Der Product Owner oder das Product Owner-Team leiten aus den Zielen dann die Inhalte für die Releases ab.
  • „Jetzt“: Für die Planung des Sprints ist das Scrum-Team verantwortlich. Der Product Owner hat das Backlog entsprechend der Release-Planung gepflegt.

Das Thema Planung in agilen Projekten ist also keine einmalige Tätigkeit, die bei Projektbeginn initial erstellt wird. Planung findet in agilen Projekten regelmäßig auf verschiedenen Ebenen in unterschiedlicher Granularität statt, um auf Änderungen reagieren zu können.

Ich bin mir bewusst, dass diese Grafik eine gewisse Vereinfachung darstellt und es sich in der Praxis, abhängig von der jeweiligen Organisationsstruktur und Unternehmenskultur, nicht immer so leicht anwenden lässt.

Aber mir hilft diese Grafik in Diskussionen, um zu veranschaulichen, dass auch in agilen Vorgehensweisen viel Planung enthalten ist.

Aber: Planen Sie nur soweit Sie auch sehen können.

„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ (Niels Bohr)

Jörg Jungermann

Kontaktieren Sie Jörg Jungermann

Jörg Jungermann ist als agiler Coach, Senior Consultant und Trainer bei der HOOD GmbH / Agile-by-HOOD tätig. Die Tätigkeitsschwerpunkte von Herrn Jungermann liegen in der Unterstützung unserer Kunden beim Einsatz agiler Methoden und Requirements Engineering (RE) im Systems- und Softwareengineering. Herr Jungermann ist zertifizierter Scrum Master und Product Owner.