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12 March 2013 @ Markus Eberhardt

Requirement Clarification – Braucht man das?

„In plattform-basierten Technologieprojekten bestehen hohe Einsparpotenziale bei rechtzeitiger Durchführung einer konsequenten Anforderungsklärung (Requirement Clarification)“.

Was steckt hinter dieser Aussage?

  1. Plattform-basierte Technologieprojekte zeichnen sich dadurch aus, dass eine Technologie-Plattform Dienste und Schnittstellen für unterschiedliche Systeme bereitstellt, die auf dieser Plattform betrieben werden.
  2. Requirement Clarification ist in diesem Zusammenhang der Prozessschritt zur Klärung, ob eine Anforderung der Technologie-Plattform wirklich für das konkrete System anwendbar ist und ob für diese Anforderung eine formale Verifikation erforderlich ist oder ob eine Konformitätserklärung (Statement of Compliance) ausreicht.

Betrachten wir zur Verdeutlichung die folgenden beiden Szenarien:

  • In Projekt A werden alle 100 Anforderungen der Plattform ohne weitere Klärung übernommen und eine formale Verifikation für diese Anforderungen akzeptiert.
  • In Projekt B erfolgt eine Requirement Clarification für alle 100 Anforderungen der Plattform. Ergebnis dieser Requirement Clarification ist, dass nur 75 Anforderungen für das konkrete System wirklich anwendbar sind, die restlichen Anforderungen waren so formuliert, dass sie sich auf Dienste oder Schnittstellen bezogen, die für dieses System nicht benötigt werden. Im Weiteren wurde festgestellt, dass von den 75 anwendbaren Anforderungen nur für 50 Anforderungen eine formale Verifikation erforderlich ist, für die anderen 25 Anforderung ist eine Konformitätserklärung ausreichend.

Die Einsparpotenziale werden deutlich, wenn die Arbeitsschritte der beiden Szenarien bewertet werden. Grundlage für die Bewertung ist die Annahme, dass

  • der Management Aufwand für eine Konformitätserklärung dreimal höher ist als der Management Aufwand für die Anforderungsklärung und
  • der Management Aufwand für die formale Verifikation zehnmal höher ist als der Management Aufwand für die Anforderungsklärung

Wenn demzufolge je Anforderung für die formale Verifikation zehn Aufwandspunkte, für die Konformitätserklärung drei Aufwandspunkte und für die Anforderungsklärung ein Aufwandspunkt bewertet werden, folgt der Aufwand

  • für Szenario a) mit 100 * 10 = 1000 Aufwandspunkten und der
  • für Szenario b) mit 100 * 1 + 25 * 3 + 50 * 10 = 675 Aufwandspunkten.

Der Dialog mit Fachexperten und praktische Erfahrungen aus Technologieprojekten zeigen, dass diese Szenarien konservativ gerechnet sind. Betrachtet wurde nur der Management Aufwand für die Anforderungen, der weitere Aufwand für die Durchführung der formalen Verifikation wurde nicht bewertet.

Diese Einsparpotenziale beantworten die Frage nach der Notwendigkeit der Requirement Clarification recht deutlich mit „Ja“.

Markus Eberhardt

Kontaktieren Sie Markus Eberhardt

Markus Eberhardt ist seit 2011 Senior Consultant bei der HOOD Group für Requirements Engineering und Management. Bei Agile-by-HOOD arbeitet er als Coach mit Leidenschaft und viel Herr Markus Eberhardt ist als Senior Consultant bei der HOOD GmbH sowohl im agilen Umfeld als auch im klassischen Requirements Engineering (RE) und Requirements Management tätig. Sein Spezialgebiet ist der wertorientierte Einsatz von bewährten Praktiken des Requirements Engineering im agilen Umfeld. Die Zertifizierungen des IREB, als Scrum Master, in SAFe und CARS bilden hierfür ein breites methodisches Fundament. Große Erfahrung besitzt er zum Beispiel mit IBM Rational DOORS zur Erfassung und Verwaltung von Anforderungen, sowohl aus Sicht des Anwenders als auch aus Sicht der Betriebsführung sowie mit dem äquivalenten Einsatz von TFS. Sein Wissen gibt Herr Eberhardt in Workshops, Trainings und durch Coaching in Projektteams weiter.