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12 February 2013 @ Pedro Ferreira

Und plötzlich war ich agil… Requirements Engineering in der Webentwicklung

Haben Sie sich selbst schon mal die Frage gestellt, ob Sie in Ihren Webprojekten agil vorgehen? Diese Frage habe ich mir selbst gestellt und bemerkte, dass ich schon seit geraumer Zeit nach agiler Vorgehensweise entwickelt habe.

Da für Webprojekte gewöhnlich geringe Projektdauern von zwei bis drei Monaten angesetzt werden, bleibt nach einer (vollständigen) Spezifikation nicht viel Zeit für die Implementierung. Der Kunde würde sein Produkt wahrscheinlich erst zum Projektende das erste Mal sehen und ausprobieren können. Dadurch erhöht sich wesentlich das Risiko ein Produkt zu liefern, welches nicht exakt den Anforderungen des Kunden entspricht.

Während mehrjähriger Tätigkeit als Webentwickler erlebte ich immer wieder den­selben Projektverlauf. Im Kick-off-Meeting teilte ein Vorgesetzter mit, was der Kunde wünscht und legte die zu implementierenden Features für die nächsten zwei Wochen fest. In der Regel sagte der Vorgesetzte daraufhin zum Entwicklungsteam: „Teilen Sie sich die Aufgaben selbst untereinander auf!“. Zwei Wochen später wurden dem Kunden die fertiggestellten Features präsentiert. Diese konnte er anhand eines horizontalen Prototyps ausprobieren um festzustellen, ob das entstandene Teilprodukt seinen Vorstellungen entspricht. Änderungswünsche konnten vom Kunden anschließend geäußert werden, um in den nächsten zwei Wochen bei der Implementierung berücksichtigt zu werden. In regelmäßigen kurzen Meetings konnten sich der Vorgesetzte und alle anderen Teammitglieder über den aktuellen Stand und eventuelle Schwierigkeiten erkundigen.

Vergleicht man den beschriebenen Projektverlauf mit dem agilen Framework Scrum, werden Gemeinsamkeiten deutlich:

Der Vorgesetzte nimmt die Rolle des Product Owner ein, der die alleinige Verantwortung für das Produkt trägt. Er priorisiert die Kundenanforderungen, so dass dem Team deutlich wird, welche Features im kommenden Sprint (die nächsten zwei Wochen) implementiert werden sollen.
Scrum sieht vor, dass das Team selbstorganisiert ist und ohne Störungen von außen die festgelegten Features entwickelt. Das obige Zitat des Vorgesetzten deutet diese weitere Gemeinsamkeit mit Scrum an.
Aus einem Sprint ergibt sich nach dem Scrum-Framework auch ein Teilprodukt, welches jedoch Produktinkrement genannt wird. Wie bereits oben erwähnt bindet die Entwicklung eines Produktinkrements den Kunden frühzeitig in das Projekt ein um das Risiko, zum Projektende ein falsches Produkt zu liefern, zu eliminieren.
Die mit dem Vorgesetzten regelmäßig durchgeführten Meetings entsprechen dem sogenannten Daily Scrum. Dieser wird durchgeführt, um festzustellen was seit dem letzten Daily Scrum geschafft wurde, was bis zum nächsten geplant ist und was zu Schwierigkeiten geführt hat.

Beim Betrachten dieser Gemeinsamkeiten des Projektverlaufs mit Scrum, komme ich zu dem Schluss, dass ich bereits eine agile Vorgehensweise praktizierte, ohne dass es mir bewusst war.

Was ist Ihre Antwort auf die Frage?

Eventuell helfen Ihnen unsere zahlreichen Schulungen zum Thema „Agile Entwicklung“ bei der Beantwortung dieser spannenden Frage.

Pedro Ferreira

Kontaktieren Sie Pedro Ferreira

Pedro Ferreira ist als Consultant und Trainer bei der HOOD GmbH im Bereich Requirements Engineering tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Unterstützung unserer Kunden beim Einsatz von Requirements Engineering und zugehörigen Werkzeugen (z.B. DOORS). Zu seinen Aufgaben zählen die Erhebung, Verbesserung und Dokumentation von funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungen, die Erstellung von objektorientierten Modellen unter Einsatz der UML und das Spezifizieren von Testfällen. Erfahrungen konnte Pedro Ferreira bisher in der IT-, Automobil- und in der Luftfahrtindustrie sammeln. Als Trainer hat er sich auf die gute Formulierung von textuellen Anforderungen und auf die Methoden zur Erhebung von Anforderungen aus der UX Domäne spezialisiert.