Share ZU:
30 September 2014 @ Uwe Valentini

Gewohnheiten als agile Praktiken

einfach nur schlafen
Fotolia

Agil ist schwierig. Agil reißt uns aus unserer Komfortzone, zwingt uns, alte Gewohnheiten abzulegen und Dinge neu und anders zu machen. Je länger wir etwas auf eine bestimmte Art und Weise tun, je länger wir also Zeit hatten, bestimmte Gewohnheiten anzunehmen, desto schwerer fällt es, uns umzugewöhnen. Und Agil fordert uns eine Menge Umgewöhnen ab.

Gewohnheiten sind aber auch wichtig, sie sorgen dafür, dass wir ohne Kraftaufwand in ihnen verweilen und den Alltag leichter meistern können. Sie helfen uns, Abläufe nicht immer wieder neu strukturieren zu müssen. Wir können uns leiten lassen von dem, was in unseren Gewohnheiten schon einmal entschieden wurde.

Gewohnheiten führen aber auch dazu, dass wir lange an falschen Entscheidungen festhalten, auch dann noch, wenn wir wissen, dass sie falsch sind. Es fällt uns oft leichter, Dinge wider besseres Wissen weiterhin falsch zu machen, als etwas Neues, Ungewohntes auszuprobieren. Warum etwas ändern, wenn wir uns daran gewöhnt haben, mit einem Problem zu leben? Unsere Aktivitäten und Vorgehensweisen ständig zu hinterfragen ist viel schwieriger und anstrengender als Gewohnheiten zu pflegen.

Wir brauchen aber Gewohnheiten, um Kraft zu sparen. Nur, wenn ein Teil des Alltags fast wie von selbst abläuft, können Kräfte freiwerden, um sich mit wichtigen Dingen intensiver befassen zu können. Nur sollten halt die „richtigen“ Dinge in Gewohnheiten verankert werden. Und hier bietet Agil sehr brauchbare Leitplanken. Agil reisst uns nicht nur aus Gewohnheiten heraus, es gibt uns auch neue Gewohnheiten. Ohne sie können wir die „sustainable pace“ nicht halten.

So werden die Ereignisse zur Gewohnheit. Es ist nicht mehr notwendig, immer wieder nach gemeinsamen Terminen und Räumen zu suchen. Die Ereignisse finden regelmäßig statt, für einen langen Zeitraum festgelegt. Besonders wichtig ist diese Gewohnheit für das Backlog Refinement. Es muss nicht entschieden werden, ob es notwendig ist, noch einmal über Anforderungen zu reden. Das ist immer notwendig. Es ändert sich dauernd etwas. Um ein gemeinsames Verständnis für Anforderungen zu erreichen, muss man sich kontinuierlich mit ihnen befassen, darüber reden. Anforderungen sind bewegliche Ziele und erfordern ständige Aufmerksamkeit.

Die Bildung stabiler Teams, die über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten, führt zu Verlässlichkeit und Wiederholbarkeit, zu erholsamen Gewohnheiten. Die Mitglieder des Teams kennen sich, vertrauen einander, wissen, was sie voneinander erwarten können. Und das gilt auch für Teams of Teams und für Trains.

Die regelmäßigen Ereignisse, stabile Teamstrukturen und das Forcieren von Gruppenarbeit (Pair Programming etc.) machen vor allem das miteinander Reden, die Kommunikation, zur Gewohnheit. Nur so ist ein gemeinsames Commitment auf Team- und Train-Ebene erreichbar, und das regelmäßig für jedes Release und jeden Sprint. Dieses regelmäßige, gemeinsame Commitment ist ein entscheidender Punkt. Das ändert das Verhalten der Mitarbeiter, da werden gesündere Spiele gespielt.

Uwe Valentini

Kontaktieren Sie Uwe Valentini

Uwe Valentini arbeitet bei Agile-by-HOOD als Berater und Coach mit viel persönlichem Engagement mit Menschen, Teams und Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Uwe ist leidenschaftlicher Agilist, er lernt jeden Tag etwas Neues und hat viel Spaß daran. Sein Motto: Agilität beginnt im Kopf.