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2 September 2014 @ Enrico Kirchner

Parametrisierung von Anforderungen in der Baukastenentwicklung

In meinem aktuellen Projekt, im Umfeld der Entwicklung von elektrischen Antrieben, sollte im Rahmen der Baukastenentwicklung, z. B. für E-Maschinen mit unterschiedlichen Leistungen, ein Konzept für eine parametrisierbare Spezifikation entwickelt werden. Ziel war es, für neue Varianten einer E-Maschine möglichst viele Anforderungen wiederverwenden zu können und „nur noch“ eine Parameterliste zu pflegen.

Das entwickelte Konzept zur Parametrisierung von Anforderungen ist besonders gut für Spezifikationen geeignet, bei denen sich Anforderungen nur durch Parameterwerte unterscheiden. Beispielsweise muss bei der Entwicklung eines Baukastens von E-Maschinen eine Variante, ein Drehmoment von 300 Nm und eine andere Variante, ein Drehmoment von 400 Nm bereitstellen. Zusätzlich kann die Parametrisierung bei mehrsprachigen Spezifikationen, z. B. Deutsch und Englisch, verwendet werden, um die Konsistenz der Parameterwerte zwischen den Sprachen sicherzustellen. Die Umsetzung des Konzepts erfolgt mit dem Tool „IBM Rational DOORS“.

Für die Umsetzung des Konzepts werden ein Anforderungspool und ein Parametermodul verwendet. Der Anforderungspool enthält die Anforderungstexte inklusive Platzhalter der Parameter, z. B. {Par_1}, und erlaubt die Zuordnung der E-Maschinenvariante. Das Parametermodul enthält eine Liste aller Parameter mit einer eindeutigen identifizierbaren Bezeichnung, z. B. „Par_1“. Die Parameterwerte werden für jede Entwicklungsvariante in einer separaten Spalte gepflegt. Siehe Abbildung 1.Parametrisierung_1

Abbildung 1: Anforderungspool und Parametermodul mit den projektspezifischen Parameterwerten

Im Anforderungspool erfolgt die Zusammenführung von Anforderungstext und Parameterwerten für eine gewünschte Entwicklungsvariante (z. B. Auswahl über ein Toogle-Attribut) mittels DXL-Attributspalte für jede Sprache (DOORS-DXL-Funktionserweiterung). Siehe Abbildung 2. Parametrisierung_2

Abbildung 2: Zusammenführung von Anforderungstext und Parameterwerte für gewählte Variante in DXL-Attributspalten und Übertrag der Anforderungen in ein Projektmodul

In einem weiteren Schritt werden die zusammengeführten Anforderungen inkl. Parameterwerte für eine E-Maschinenvariante aus dem Anforderungspool in ein Projektmodul übertragen (DOORS-DXL-Funktionserweiterung), siehe Abbildung 2. Vorteile sind, dass das Projektmodul die projektspezifischen Anforderungen inkl. Werte enthält und als Release, z. B. für den Austausch und zur Abstimmung mit den Lieferanten sowie für die Lastenhefterstellung (PDF-Dokument), verwendet werden kann. Im Anforderungspool kann parallel weiterentwickelt werden.

Das umgesetzte Konzept zur Parametrisierung von Anforderungen wird von den Entwicklern sehr gut angenommen. Die Spezifikationsaufwände für neue E-Maschinenvarianten werden stark reduziert: „Nur noch eine Parameterliste muss gepflegt werden“. Die Varianten sind in Bezug auf die geforderten Parameter leicht vergleichbar. Die Konsistenz der Werte bei mehrsprachigen Spezifikationen ist gewährleistet. Kriterien, wie Qualität, Vollständigkeit und Konsistenz, an die Anforderungsspezifikation werden über alle Varianten gleichermaßen erfüllt.

Wenn Sie das Thema „Methoden zur Spezifikation von Anforderungen“ anspricht, empfehle ich Ihnen das HOOD-Kursangebot einmal näher zu betrachten, z. B.:

Enrico Kirchner

Kontaktieren Sie Enrico Kirchner

Enrico Kirchner, Berater, Trainer und Softwareentwickler bei der HOOD Group. Durch seine Erfahrung in den Bereichen Requirements Management und Engineering (RM&E), Change, Configuration & Version Management (CC&VM) sowie Testmanagement unterstützt er zahlreiche Projekte in unterschiedlichen Branchen mit Schwerpunkt im Automotive-Bereich. Die Tätigkeitsschwerpunkte von Herrn Kirchner liegen in der Unterstützung unserer Kunden beim Einsatz von RM&E sowie zugehöriger Werkzeuge. Er erarbeitet Konzepte zur Realisierung und Einführung von Prozessen und Methoden im gesamten RM&E Umfeld. Ein Beispiel für seine Projektarbeit ist die Entwicklung einer Methodik zur Erfassung von Anforderungen & Prüfungen zur Hochvoltsicherheit in elektrifizierten Fahrzeugen sowie deren Integration in den Entwicklungsprozess. Erfahrungen in verschiedenen Softwareentwicklungsprojekten bei der Modellierung und Programmierung sowie die frühere Tätigkeit als Energieelektroniker runden sein Profil ab.