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27 November 2012 @ Andrea Bärnthaler

Verschlossene Türen und Scrum

Gestern traf ich eine neue Kollegin des Nachbarprojektes vor der verschlossenen Tür ihres Projektbüros. Wir begannen uns über unsere Projekte auszutauschen und es stellte sich heraus, dass wir gerade am gleichen Thema arbeiten, allerdings in verschiedenen Projekten. Der Wissensaustausch war für uns beide informativ und gewinnbringend. Auf dem Nachhauseweg musste ich über die Begegnung nachdenken und mir sind Parallelen zur agilen Vorgehensweise aufgefallen.

Impediments mit positiven Begleiterscheinungen

Wenn wir das Geschehnis auf Scrum übertragen, so stellt die verschlossene Tür ein „Impediment“, also eine Blockade dar, die aus dem Weg geräumt werden muss. Doch dieses „Impediment“ war in diesem Fall nicht negativ, sondern hatte am Ende sogar positive Auswirkungen. Ohne die verschlossene Tür wären wir nicht ins Gespräch gekommen und hätten uns auch nicht austauschen können. Somit kann ein Impediment also sogar die Kommunikation fördern.

Um wieder auf Scrum zurückzukommen könnte die verschlossene Tür im übertragenen Sinne z.B. eine User Story darstellen, die von einer anderen User Story eines anderen Teams blockiert wird. Dies ist ersteinmal ärgerlich für das Entwicklungsteam, das an der blockierten User Story nicht mehr weiter arbeiten kann. Welchen Mechanismus bietet Scrum nun, um diese Situation aufzulösen?

Scrum Of Scrums – Kommunikation zwischen Teams

Richtig, Scrum löst genauso wie im Tür-Beispiel das Problem durch Kommunikation zwischen Teams. Der Mechanismus heißt „Scrum Of Scrums“. Im Scrum of Scrums kommt je ein Teammitglied der verschiedenen Teams zu einem Daily Scrum – Meeting zusammen um sich auszutauschen und die Blockaden bzw. Impediments aus dem Weg zu räumen. Scrum schlägt also vor durch Kommunikation zwischen den Teams die Impediments zu beseitigen. Aber nicht nur das: durch die Kommunikation zwischen Teams tauschen sich die Teammitglieder auch gleich noch über andere Dinge aus, wodurch z.B. auch potentiellen Blockaden vorgebeugt wird. Durch die teamübergreifende Kommunikation können dadurch schon frühzeitig Schnittstellen identifiziert werden, die der Product Owner unter Umständen sogar beim Schneiden seiner User Stories berücksichtigen kann.

Scrum of Scrums – täglich integrieren

Scrum of Scrums sollte nach Möglichkeit ein fester Bestandteil der täglichen Meetings sein, damit nicht zusätzlich Zeit für Planungsaktivitäten verschwendet werden. Wenn es einmal nichts zu besprechen gibt, dann trennen sich die Wege der Teammitglieder schnell wieder. Aber wenn es doch etwas zu besprechen gibt, sind gleich alle Beteiligten versammelt und können durch Kommunikation aktuelle Blockaden beseitigen oder vorbeugen, dass Blockaden erst gar nicht auftreten.

Fazit

Übertragen auf mein Erlebnis am Flur vor verschlossener Tür hieße das, dass die Kollegin und ich uns regelmäßig zum Wissensaustausch treffen sollten. Wir haben beschlossen, dass wir in Zukunft regelmäßig gemeinsam Mittagessen gehen. Und das obwohl ich gerade in einem nicht-agilen Umfeld unterwegs bin das streng nach Wasserfall entwickelt ;-).

Andrea Bärnthaler

Kontaktieren Sie Andrea Bärnthaler

Andrea Bärnthaler arbeitet als Senior Consultant bei der HOOD GmbH. Mit Neugier, Leidenschaft und Engagement unterstützt sie unsere Kunden beim Einsatz agiler Methoden und Techniken der künstlichen Intelligenz in der Verbindung von RE und Risikomanagement sowie bei der Einführung von RE-Werkzeugen. Frau Bärnthaler hat Erfahrung mit datenbankbasierten Workflowsystemen (z.B. Radiologie-Informationssystemen) sowie objektorientierter Programmierung. Durch ihre Tätigkeiten im regulierten Umfeld (Medizintechnik) hat sie Kenntnisse der dort gültigen Standards und Normen sowie weiterer Qualitätsstandards und CMMI. Sie ist Certified Scrum Master, Certified Professional for Requirements Engineering gemäß IREB sowie OMG Certified UML Professional.