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6 March 2012 @ Frank Stöckel

Sustainable Requirements Engineering

Sustainable Requirements Engineering (Sustainable RE) ist das nachhaltige und nutzbringende Anwenden sowie das ständige Optimieren von Requirements Engineering in einer Organisation.

Ein Unternehmen hat den Zustand des Sustainable RE erreicht, wenn

  • dessen Management vom Nutzen eines Requirements Engineering in der Software- und Systementwicklung überzeugt ist und das stetige Verbessern des Requirements Engineerings im Unternehmen für alle sichtbar unterstützt,
  • eine funktionierende RE Infrastruktur etabliert ist,
  • eine RE Kultur sich bei den Mitarbeitern und Organisationseinheiten des Unternehmens breit gemacht hat, und
  • wenn alle diese drei Elemente (Management Commitment, RE Infrastruktur und die notwendige RE Kultur) eng miteinander verzahnt sind und eine Einheit bilden.

Um in einer Organisation dieses Ziel zu verfolgen, gibt es sehr vielfältige Wege, die unterschiedlich aufwendig und erfolgreich sein können. Basierend auf Erfahrungen von über 20 Jahren in der Durchführung von RE Verbesserungsprojekten in unterschiedlichen Branchen hat HOOD ein Vorgehen SURE entwickelt, das das Erreichen des Zustands des Sustainable Requirements Engineering zum Ziel hat. Dieses Vorgehen zeichnet sich durch vier grundsätzliche Einzelphasen aus (siehe folgendes Bild). 

Orientierung

Der kritischste Erfolgsfaktor für Sustainable RE ist die aktive Unterstützung des Senior Managements. In einer Reihe von Maßnahmen, zugeschnitten auf die Besonderheiten des jeweiligen Unternehmens, wird dieses Management Commitment für das Ziel des Sustainable Requirements Engineering aufgebaut. Mit diesem Rückhalt aus der Leitung der Organisation werden reale Entwicklungsprojekte als Pilotprojekte ausgewählt, die RE für einen konkreten Optimierungsbedarf nutzen können. Basierend auf dem Bedarf wird den einzelnen Projekten ein angepasstes Requirements Engineering bereitgestellt. Dazu gehören ein Prozess, methodische Vorgehensweisen und ein projektspezifisches Informationsmodell in einer RE Werkzeugumgebung.

Ziel der Orientierungsphase ist es, Nutzen für die Projektbeteiligten zu generieren und grundsätzlich ein Gefühl zu entwickeln, wie RE vorteilhaft im Unternehmen angewendet werden kann.

Im Rahmen der ersten Piloten werden auch schon die ersten Verankerungselemente aufgebaut. Ein wesentlicher Mehrwert entsteht durch die Definition der Prozesse, Methoden und der Werkzeugumgebung durch ausgewählte Pilotanwender, die dafür sehr intensiv ausgebildet werden. Solche Power User sind prädestiniert, zukünftige RE Anwender zu unterstützen und das verbesserte Know-How im Unternehmen zu konservieren.

Definition

In der Definitionsphase werden die Erkenntnisse aus der Orientierung mit Power Usern und Coaches aus den Piloten weiter entwickelt. Begleitet wird die Definition mit einer sukzessiven Anwendung der Entwicklungsstände in ausgewählten Bereichen. Beispielsweise wird ein Produktbereich ausgesucht, dessen Entwicklungsprojekte bei relevanten Meilensteinen immer die aktuelle Version des RE-Unternehmensstandards verwenden. Am Ende dieser SURE Phase steht ein Unternehmensstandard bereit, der die Elemente der RE Infrastruktur enthält. Dazu zählen eine strukturiert anpassbare Prozessdefinition, Beschreibung von unternehmensspezifischen Methoden, einer konkreten RE Werkzeugumgebung, ein Akademiekonzept und eine wachsende RE Community. Neue Projekte können unter ihren projektspezifischen Randbedingungen RE einsetzen. Darüber hinaus sind für im Prozess definierte Rollen Schulungskonzepte entwickelt worden, die zu Aus- und Weiterbildung der verschiedenen Prozessanwender verwendet werden.

Verankerung

In der Verankerungsphase steht der Roll-out im Mittelpunkt. Die in ausgewählten Bereichen gemachten Fortschritte im RE müssen jetzt schrittweise auf die gesamte Organisation übertragen werden. Dafür müssen die nach der Phase „Definition“ noch offenen Verantwortungen für Prozesse und Methoden, RE Werkzeugumgebung und Schulungen festgelegt werden. Diese meist mit organisatorischen Veränderungen verbundenen Maßnahmen sollten soweit wie möglich in der Definitionsphase vorbereitet worden sein. Gibt es beispielsweise keine gesonderte Bildungsstelle, muss die verantwortliche Stelle festgelegt oder geschaffen werden. Für den Betrieb der ausgewählten Werkzeuge muss eine verantwortliche Abteilung oder Organisationseinheit definiert sein. Die Hauptaktivität der Verankerung, der Roll-Out im Unternehmen, muss entsprechend der Rahmenbedingungen der Organisation koordiniert werden.

Service

Die Servicephase hat das Ziel, dass die erreichten Verbesserungen erhalten bleiben. Identifizierte Schwächen und Lücken werden in dieser Phase bedarfsorientiert beseitigt. Diese Phase ist durchaus mit der Betriebs- und Wartungsphase im Software-Lebenszyklus vergleichbar. Dort würde man dann eher von Service Packs sprechen, die ausgeliefert werden – die sich eben im SURE Kontext auf die Unternehmensreife beziehen. Eine wichtige Aufgabe der ersten Service-Phase ist die Inbetriebnahme einer funktionierenden Infrastruktur für die RE-Services. Darauf aufsetzend können die nächsten Verbesserungsinitiativen sehr viel effizienter und kostengünstiger durchgeführt werden.

 Weitere Details zu dem Thema können Sie diesem Paper (SURE-Positionspapier) gerne entnehmen. Weitere Publikationen in diesem Bereich sind ebenfalls in Planung.

Frank Stöckel

Kontaktieren Sie Frank Stöckel

Herr Frank Stöckel ist als Principal Consultant im Bereich Requirements Engineering (RE) tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der Einführung von Requirements Engineering in Entwicklungsunternehmen mit Hilfe von Assessments, Seminaren, Workshops und Coaching. Fokus hierbei stellen wichtige initiale Pilotprojekte dar, die dann in unternehmensweite Prozessverbesserungsmaßnahmen führen, um RE langfristig in Entwicklungsunternehmen zu etablieren. Herr Stöckel führt Werkzeugauswahlverfahren für RM Tools durch, erarbeitet Konzepte zur Realisierung und Einführung von DV-Lösungen unter Einbindung von Werkzeugen des gesamten Entwicklungsprozesses. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren insbesondere in der Automobilindustrie Produktivstellungen (Roll-Outs) sowie Prozessentwicklungen von Anforderungsmanagement inkl. angrenzenden Prozessdisziplinen wie Projekt- und Testmanagement, Änderungsmanagement, Systemmodellierung, Lieferantendatenaustausch etc. erfolgreich geleitet. Kenntnisse in Modellierungstechniken runden sein Profil ab. Als erfahrener Trainer gibt er sein vielfältiges Wissen weiter, z.B. auch als akkreditierter Trainer für den Kurs „Certified Professional Requirements Engineering - Foundation Level".